Noch mehr College Prospects - Diese sieben Spieler könnten uns in der vierten Runde weiterhelfen
- Kevin | Kiel
- 14. Apr.
- 7 Min. Lesezeit

College Prospects - Runde 4:
Pat Bryant – Wide Receiver, Illinois
Pat Bryant besticht in erster Linie durch seine physischen Grundvoraussetzungen: knapp 6‘3‘‘ groß, etwas über 200 lbs schwer und dazu fast 32‘‘ lange Arme – das sieht wirklich stark aus! Er konnte sich bei Illinois kontinuierlich steigern und hatte letztes Jahr mit 54 Catches für 984 Yards und 10 Touchdowns ein richtiges Breakout (PFF-Garde von 84,9). Immerhin sammelte der 22-jährige mehr Touchdowns als in 2022 und 2023 zusammen (neun) und fing fast so viele Yards (1.009). Bryant ist in erster Linie ein Possesion Receiver, der sich gut zwischen den Zonen der Defense positioniert, um dort Pässe entgegenzunehmen. Auch bei Contested Catches kann er mit seiner Physis punkten.
Arbeiten muss Bryant vor allem an seinem Route Running, wenn es heißt gegen Press Man zu spielen. Erschwert wird dies durch lediglich akzeptable Athletik, die vor allem beim langsamen 40-yard Dash (4,61 Sekunden) zum Vorschein kam. Ob er also im Vertical Route Tree erfolgreich sein kann, hängt mit den Ball Skills und Feinschleifen der Technik zusammen. Er tritt zudem wenig als Slot in Erscheinung und hat wenig Upside im eigentlich so wichtigen Run after Catch. Auch hier darf er gerne seine Physis einsetzen, um Gegner abzuschütteln.
Generell projiziert sich der junge Wideout gut in die NFL. Viele Teams, außer Miami, suchen nach physischen Receivern, die wichtige Bälle über die Mitte oder in der Redzone festmachen können. Bryants Spielweise vergleiche ich mit Demarcus Robinson von den 49ers.
Terrance Ferguson – Tight End, Oregon
Irgendwann brauchen wir doch endlich mal einen Ersatz für Kyle Pitts. Warum gerade Terrance Ferguson? Weil der 22-jährige bereits drei Jahre Erfahrung als Starter sammeln durfte und sich dabei stetig verbesserte. So steigerte er nicht nur seine Grades von 64,5 auf 74,7, sondern fing mehr Bälle (43) und erzielte mehr Yards (591) als noch in den vorangegangenen beiden Saisons. Ferguson hat mit einer Größe von 6‘5‘‘ und einem Gewicht von knapp 250 lbs bereits NFL-Maße. Er verfügt über eine gute Athletik, die er bei der Combine mit einem Score von 83 untermauerte. Sein Football-IQ und die Fähigkeit sich gegen Linebacker in Coverage durchzusetzen sind Grundpfeiler für die weitere Karriere.
Sein Route Tree ist leider dürftig und beschränkt sich vor allem auf kurze Routen. Ob er in der NFL für tiefere Routen geeignet ist, lässt sich schwer vorhersehen. Der ehemalige Oregon Duck muss definitiv mehr Körpermasse aufbauen, um im Run und Pass Blocking auf gutem Niveau spielen zu können. Fergusons Speed ist auf dem Tape nichts Besonderes, auch wenn er den 40-yard Dash mit 4,63 Sekunden bewältigte. Das wirft Fragen über die wirkliche Play Speed auf. Generell habe ich bei ihm das Gefühl, keinen wirklichen „Wow-Effekt“ zu haben.
Das klingt negativer, als es soll. Terrance Ferguson wird auf alle Fälle seinen Platz bei einem Team finden und über kurz oder lang zum TE1 aufsteigen können. Ganz ähnlich, wie zum Beispiel Tyler Higbee von Rams.
Jake Majors – Center, Texas
Der nächste Spieler aus der Offensive Line der Texas Longhorns. Majors spielte seit 2022 insgesamt über 2.500 Snaps als Center und ließ dabei lediglich 1 Sack, 4 QB Hits und 26 Hurries zu. Seine PFF-Grade steigerten langsam von 63,7 über 70,7 auf schließlich 73,6. Damit liegt er in einem guten Bereich. Bei ihm sticht vor allem seine Athletik heraus, die einem Zone Scheme am besten zum Vorschein kommen. Er hat eine sehr gute Reaktion für Stunts und zeichnet sich bereits durch eine gute Technik aus – im Run, als auch im Pass Blocking. Majors durfte bei den Longhorns die Protection identifizieren, was ein zusätzlicher Pluspunkt in der NFL sein wird.
6‘3‘‘, 306 lbs, eigentlich liest sich das gar nicht mal so schlecht. Wenn da nicht die kurzen Arme wären (knapp unter 31‘‘). Majors wird Probleme gegen große und physische Defensive Linemen bekommen, insofern er nicht an seiner funktionalen Stärke arbeitet. Er bietet zudem keine Flexibilität und gilt als reines Center Prospect. Auch in einem Power Scheme, wo häufiger Duelle im eins gegen eins austragen soll, wird ihm nicht zugutekommen. Das Team, welches Majors auswählt sollte sich dessen bewusst sein.
Der 23-jährige ist gut mit David Andrews von den Patriots oder unserem ehemaligen Center Drew Dalman zu vergleichen. Beide kamen sogar mit noch weniger Gewicht (~295 lbs) in die NFL, konnten aber bei den Teams ihre jeweiligen Stärken sehr gut unter Beweis stellen.
Hollin Pierce – Offensive Tackle, Rutgers
POWER. Das beschreibt den ehemaligen Offensive Tackle der Rutgers Scarlet Knights wirklich am besten. Hollin Pierce bringt genau die physischen Tools mit, die von nahezu allen NFL-Teams gefordert werden. Mit einer Größe von 6‘8‘‘, einem Gewicht von 341 lbs und 36‘‘ langen Armen ist er einer der größten College Prospects in diesem Draft. Piere besticht im Run Game, wo er den Gegnern keine Chance lässt, sobald seine Hände in Reichweite sind. Seine Erfahrung von mehr als 3.000 Snaps und die Flexibilität als Left und Right Tackle gespielt zu haben kommen ihm zudem zugute. Auch wenn er bei Rutgers keine elitären Gegner gehabt hat, konnte er zumindest seine direkte Konkurrenz dominieren (lediglich 4 Sacks, 10 QB Hits und 31 Hurries über 2.500 Snaps zugelassen).
Aufgrund seiner mächtigen Statue hat er naturgemäß größere Probleme gegen schnelle EDGE Rusher. Ihm fehlt die nötige Agilität und Beweglichkeit, um sich dauerhaft in diesen Duellen durchsetzen zu können. Pierce wird, auch wenn er erstaunlich oft im second level blocking unterwegs war, in einem Zone Blocking Scheme größere Probleme als in einem reinen Power Scheme, wo gerade im Run seine Power ausspielen kann. Sein Alter konnte ich nicht herausfinden, durch die Erfahrung seit 2021 denke ich, dass er bereits 23 oder 24 Jahre alt sein wird, was sein Potenzial einschränken könnte.
Unterm Strich bin ich dennoch ein großer Fan von Hollin Pierce. Seine Gardemaße allein sind Grund genug ihn an Day 3 zu nehmen. Dazu seine Erfahrung und Dominanz – das passt. Er wird hoffentlich einen ähnlichen Weg wie Dawand Jones von den Browns einschlagen können.
O’Donnell Fortune – Cornerback, South Carolina
Wieder ein älteres Prospect. Was ist hier bloß los?! Zu Saisonbeginn bereits 24 Jahre alt, gehört Fortune zu den älteren Spielern auf seiner Position. Dafür hat er das letzte Jahr für sich nutzen können. Hierfür spricht unter anderem seine PFF-Grade von 84,1, das zugelassene Passer Rating von 61,4 und zusätzlich 3 Pass Breakups, sowie 3 Interceptions. O’Donnell Fortune besticht durch gute Antizipation der gegnerischen Routen, wenn er in den Zonen verteidigen darf. Dazu verfügt er mit einer Größe von 6‘1‘‘ und knapp 32‘‘ langen Armen über die für Cornerbacks so wichtigen physischen Grundvoraussetzungen.
Ganz bewusst habe ich gerade sein Gewicht außen vorgelassen, denn mit gerade einmal 184 lbs ist er ein wahres Leichtgewicht. Das zeigt sich sehr oft in der Man Coverage, wo ihn physische Receiver dominieren können. Hinzu kommt die schwache Run Defense – das muss in der NFL eifnach besser werden. Wenngleich er viel Erfahrung am College sammelte, so darf man keine Entwicklungsschübe erwarten. Die Teams wissen genau, was Fortune kann, und sollten ihn definitiv in einem Zone Heavy Scheme spielen lassen.
Bei den South Carolina Gamecocks wusste Fortune zu überzeugen. In der NFL würde er gut daran tun, an Körpermasse zuzulegen, um gerade den Run effektiver verteidigen zu können. Vergleichbar ist er mit Emmanuel Forbes von den Rams, auch wenn dieser über besseren Speed verfügt.
Jay Higgins – Linebacker, Iowa
Higgins ist mir in erster Linie durch seine elitären PFF-Grades in den beiden abgelaufenen Saisons aufgefallen (89,4 & 90,0). Ebenso sprechen seine Stats in diesen Saisons für sich: bei über 1.700 Snaps erzielte er 295 Tacklings (28 verpasst), 8 Pass Breakups, 5 Interceptions und 3 Sacks. Er war überaus produktiv und konnte auf dem Tape vor allem durch seine Kraft und die Antizipation in der Zone Coverage überzeugen. Higgins war dazu Team Captain der Iowa Hawkeyes und gilt als absoluter Leader auf dem Spielfeld. Obwohl er mit einer Größe von 6‘0‘‘ und lediglich 225 lbs Gewicht zu den kleineren Linebackern gehört, spielt er deutlich physischer und ist durchaus gewillt in Tacklings gegen größere Spieler zu gehen.
Das bringt mich natürlich direkt zu seinem ersten Negativpunkt: Die fehlende Größe. Higgins bekommt zusätzlich durch seine maximal durchschnittliche Geschwindigkeit (4,82 40-yard Dash) Probleme in der Man Coverage. Das macht ihn gleichzeitig nicht flexibel einsatzbar und schränkt den Einsatz für die NFL ein. Auch wenn er ein gewillter und guter Tackler ist, wird gegen NFL Running Backs wie Najee Harris oder Derrick Henry aufgrund der fehlenden Physis wohl Probleme haben. Hier gilt es ganz einfach ihn in den Situationen spielen zu lassen, in denen er auch gut zurechtkommt.
Der 23-jährige vergleicht sich von seiner Körperstatue mir Terrell Bernard von von Bills und seine Spielweise erinnert mich an unseren ehemaligen Linebacker Foye Oluokun. Anhand dieser Beispiele sieht an wiederum, dass er auf alle Fälle seinen Weg in der NFL gehen wird.
Oluwafemi Oladejo, EDGE – UCLA
Das letzte Prospect der vierten Runde ist eher ein Zukunftspick. Oladejo spielte bis zur Saison 2024 noch als Linebacker, eher in der letzten Saison auf EDGE umstieg. Dafür, dass er lediglich ein Jahr als EDGE spielen konnte, lassen sich die PFF-Grade von 73,8 und seine 4,5 Sacks, 7 QB Hits, sowie 19 Hurries wirklich sehen. Dazu bietet er mit aktuell 21 Jahren noch gutes Potenzial, um an seiner Technik arbeiten zu können. Oladejo bringt nämlich bereits gute Maße mit 6‘3‘‘, 259 lbs und knapp 34‘‘ Armen mit – damit steht er zum Beispiel Ezeiruaku in nichts nach. Sein Spiel besteht aktuell aus seiner hervorragenden Physis, die er vor allem im Bullrush gut einzusetzen weiß. Seine Erfahrung als Linebacker bietet zudem Flexibilität bei Coverage Drops.
Negativpunkte, wenn man wirklich explizit auf eine Eingruppierung als EDGE vornehmen möchte, gibt es natürlich einige. Sein Pass Rush Plan und das Arsenal sind nicht NFL-ready. Oladejo müsste definitv ein ganzes Jahr als Redshirt nehmen, um seine Skills aufzubessern und die neue Position vernünftig zu verinnerlichen. Seine mittlere Athletik wird ihn dabei jedoch zusätzliche Probleme bereiten können. Seine Technik im Pass Rush ist dazu unsauber und benötigt schlicht und einfach die nötige Zeit und den Feinschliff, um gegnerischen Offensive Linemen gefährlich werden zu können.
Ihn vernünftig zu evaluieren, fällt aufgrund der kurzen EDGE-Zeit schwer. Unterm Strich hat der ehemalige UCLA Bruin die nötigen Tools um in der NFL zu einem guten Pass Rusher werden zu können. Sein Skillset ist so zum Beispiel mit Kwity Paye von den Colts oder DJ Wonnum von den Panthers zu vergleichen.
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