Während das Pro Football Hall of Fame - Komitee über 30 Jahre benötigte, um den Stellenwert von Claude Humphrey zu würdigen, sahen die Falcons sofort, was in dem Jungen steckt.
Über Claude Humphrey
Als unser nächstes Ring of Honor-Mitglied auf die Welt kam, tobte in Europa noch der Zweite Weltkrieg. Wir springen also geschichtlich weit zurück in die 40iger Jahre, denn am 29.Juni 1944 erblickte in Memphis, Tennessee Claude B. Humphrey das Licht der Welt. Er war ein Kind afroamerikanischer Eltern und wuchs in einem zu den Südstaaten gehörenden Gebiet auf.
Der Start für eine erfolgreiche Karriere hätte damit sicherlich kaum schwieriger sein können. Claude, der zunächst die Lester High School in Memphis besuchte, blieb daher von Rassentrennung und Diskriminierung nicht verschont. 1964 wechselte der athletische Junge dann auf die Tennessee State Universität, einem College mit bevorzugt dunkelhäutigen Studenten. Sicherlich auch Dank der Bürgerrechtsbewegungen waren „schwarze“ Leistungssportler jedoch inzwischen zumindest anerkannt und konnten ihre eigenen Erfolgsgeschichten erschaffen.
College
Die Geschichte, die dieses Talent schrieb, setzte sich auf der Tennessee State Universität fort, welche allerdings nicht unbedingt als Football-Schmiede bekannt war. Dennoch kreierten sie mit Hilfe von Trainer John Merritt zwischen 1964 und 1967 aus Claude einen All-American Lineman.
Der Footballer wurde zunächst als Offensive Tackle eingesetzt, bevor er am Ende des ersten Studienjahrs zum Defensive End wechselte. Humphrey führte auf dieser Position seine „Big Blue Tigers“ zusammen mit Quarterback Eldrigde Dickey zu einer Erfolgsserie, die im Gewinn der nationalen Meisterschaft afroamerikanischer Schulen 1967 endete.
Und als ob das nicht schon gereicht hätte, schloss er seine Studienzeit zudem als All Time Leader in (nachträglich ermittelten) Sacks ab und durfte zudem in seinem Senior Jahr ganze vier All Star Games absolvieren: das College All-Star game, den Senior Bowl, das Coaches All-American Game und das Blue-Grey Game.
Einen Grund oder vielleicht sogar der Grund für so viel persönlichen Erfolg beschrieb seine spätere Tochter Cheyenne einmal wie folgt: „Er liebte einfach was er tat. Er hätte sogar ohne Bezahlung Football gespielt.“
NFL
Zum Glück musste er auf einen adäquaten Lohn nicht verzichten, denn der 1,93m große und 114kg schwere Athlet wurde an Nummer 3 (overall) des Drafts 1968 von den Falcons gepickt und fand für die nächsten 10 Jahre ein Zuhause in Atlanta.
Bereits in seinem ersten Jahr zeigte er der Welt, was in ihm steckt, und wurde zurecht von der Associated Press zum NFL Defense Rookie des Jahres gekürt. Da Sacks zu dieser Zeit statistisch noch nicht erhoben wurden, wurden ihm nachträglich 11,5 Sacks für die Saison zugeschrieben.
Damit war er der Ausnahme Quarterback-Jäger seiner Zeit. Eine schwere Knieverletzung zwang ihn die Saison 1975 von der Seitenlinie aus zu beobachten. Was für viele vielleicht das Ende der Karriere bedeutet hätte, war für Humphrey eher Motivation. Entsprechend feierte er 1976 ein fulminantes Comeback, dass in unbeschreiblichen 15 Sacks für die Saison mündete. Dieser Kampfgeist wurde auch von seinem Team mit der Ernennung zu ihrem MVP gewürdigt.
Leider zog sein Team bei dieser Einsatzbereitschaft nicht in gleichem Maße mit und so verzeichneten die Falcons nur in 3 Spielzeiten mehr Siege als Niederlagen. Obwohl er zu dieser Zeit das Gesicht der Franchise war, wurde Claude vermutlich auch wegen der Erfolglosigkeit dem Sport müde und setzte sich nach nur 4 Spielen im Jahr 1978 zur Ruhe.
„Ich steckte in Atlanta für eine lange Zeit fest und hatte das Gefühl, dass mich meine Karriere nirgends hinbrachte. Ich musste einfach weggehen, brauchte eine neue Umgebung und musste mit jemand anderem zusammen spielen.“
Als die Falcons ihn 1979 für zwei 4.Runden Picks zu den Eagles tradeten, erwachten seine Lebensgeister wieder und er knüpfte sofort an sein altes Niveau an. Insgesamt drei Jahre verbrachte er unter Trainer Dick Vermeil bei den Eagles und konnte sich und dem Team durch 14,5 Sacks (damaliger Team-Rekord) die Teilnahme am SuperBowl XV sichern. Leider blieb dem erfolgreichsten Pass Rusher seiner Zeit der SuperBowl-Ring durch eine Niederlage gegen die Oakland Raiders verwehrt.
Insbesondere während seiner Zugehörigkeit zu den Atlanta Falcons wurde ihm aber • 5x die Auszeichnung zum All Pro First Team (1971-1974, 1977),
• 6x ins All NFC Team (1970-1974, 1977) und
• 6x zum ProBowl (1970-1974, 1977) gewährt. Von der späteren “Erfolgswährung“ Sacks wurden ihm 122 in seiner Laufbahn angerechnet, dazu noch 2 Safeties.
Nach der NFL
Nach 13 Spielzeiten ging der mehrfache ProBowler dann endgültig in den Ruhestand. Seine Jersey Nummern von High School und Universität wurden nicht mehr vergeben. Die Falcons nahmen ihn 2008 in ihren Ring of Honor auf und blockten damit seine Nummer 87 für alle zukünftigen Spieler.
Langweilig wurde dem ehemaligen Profi ohne Football vermutlich trotzdem nicht, denn er durfte an diversen Ehrungen teilnehmen, die seine Aufnahme in die ein oder andere Hall of Fame mit sich brachte.
In folgenden Ruhmeshallen kann man sein Konterfei bewundern:
• High School
• Tennessee State University
• Tennessee
• Georgia
• Atlanta Sports
• Atlanta Falcons
Für ihn selbst sicherlich einer der bedeutendsten Momente, war seine Ernennung in die Pro Football Hall of Fame, nachdem er in den früheren 2000-ern mehrfach nominiert, aber nie ernannt wurde. Er selbst sagte dazu einmal: “Es war sehr emotional. Ich wartete mit meiner Tochter Claudia im Hotel. Gerade als ich alle anrufen und mitteilen wollte, dass ich es nicht geschafft habe, klingelte das Telefon. Sie sagten mir, dass ich drin bin. Man, was soll ich sagen, ich fiel fast in Ohnmacht. Ich wusste nicht mal, dass ich solche Emotionen in mir hatte.“
Zwar ist es seitdem um den zweifachen Vater und mehrfachen Großvater ruhiger geworden, ganz von der Bildfläche verschwunden ist er dennoch nicht. Der heute 77-Jährige betreibt einen eigenen Twitter-Account mit knapp 400 Followern. Wer also in Kontakte mit dieser Legende treten will muss nur @HOFClaude2014 folgen.
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