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Die neuen Coordinator

Die Atlanta Falcons um Raheem Morris haben in den letzten Wochen ihren neuen Coaching Staff zusammengestellt. Gerade die Fähigkeit ein Team zusammenzustellen und die Vision welche Leute für die Positionen am fähigsten dafür sind, haben laut Arthur Blank dazu geführt, dass Raheem Morris alle anderen Kandidaten, um den Posten des Cheftrainers auszustechen. Doch wer sind die beiden Köpfe, die zukünftig für die Geschicke der Offense und Defense verantwortlich sind?

 

 


Jimmy Lake und Zac Robinson mit dem Logo der Atlanta Falcons Germany
Die neuen Coordinator

Der Quarterbacks-Flüsterer als Coordinator

 

Zac Robinson hat eventuell einen der ungewöhnlichsten Lebensläufe, die man sich in der NFL so vorstellen kann. Bevor er 2019 als Assistent Quarterbacks Coach dem Team um Sean McVay bei den Los Angeles Rams beitrat, war er gar nicht groß auf der Landkarte der NFL zu finden. Eine große Karriere als aktiver Spieler blieb ihm leider vom spielerischen Talent verwehrt.

 

In Colorado geboren und aufgewachsen, begann er dort auf der High School seine Laufbahn als Quarterback, die er auf dem College weiterführte. Er spielte für die Oklahoma State University, wo er unter anderem mit Kendall Hunter und Dez Bryant das »Das beste Trio 2009« und prägte sein Spiel mit seiner zusätzlichen Mobilität auf dem Platz. 2010 draftet ihn die New England Patriots, die er im selben Jahr noch Richtung Seattle und dann Detroit verlies. Seine nächste und letzte Station bei den Bengals in Cincinnati, bei denen er bis 2013 verblieb, war dann sein Karriereende als Profi in der NFL.

 

Er gründete 2014 die Zac Robinson Quarterback Academy, in der er als Privattrainer Quarterbacks betreute. Er sammelte dabei viel Erfahrung, nicht nur als Coach sondern auch in der Analyse von Quarterbacks. Ihm wurde in dieser Zeit bewusst, wie gut er einschätzen konnte, ob und wie gut das Skill- und Mindset des Quarterbacks war, um in der NFL eine erfolgreiche Karriere hinzulegen. Er beschloss den nächsten Schritt zu wagen und sein Wissen und Analysefähigkeiten zu erweitern und einen neuen Horizont zu bekommen.

 

So heuerte ihn 2017 die Plattform Pro Football Focus (PFF) an. Er war dort als Senior Analyst für die Quarterbacks zuständig in der er nach jedem Spieltag diese einwertete und das finale Grade vergab. In der Zeit bei PFF lernte er auch den heutigen Texans Offense Coordinator Bobby Slowik kennen. Es war eine sehr lehrreiche Zeit für ihn und er nahm viel mit, wie er später in einem Interview bestätigte. Aber nicht nur er verbesserte sich. Auch PFF profitierte von Zac Robinson.

 

Steve Palazzolo sagte im PFF-Podcast, dass es vor Bobby Slowik und Zac Robinson zwar schon viele ehemalige Coaches und Spieler gab aber »Bobby und Zac waren die Ersten bei dem das Miteinander am besten funktionierte.« Sie waren eifrig und uneitel das PFF System wirklich zu lernen. »Ich meine, Bobby war ein Coach, der vorher in der NFL Plays callte und Zac war der Star Quarterback von Oklahoma State und sie kamen nicht und wollten hier alles über den Haufen werfen. Als sie unser System verstanden haben, waren sie soweit ihre eigene Expertise mit einfließen zu lassen. Sie haben erst das System und den Prozess gelernt und dann verfeinert«

 

Noch beeindruckter waren Steve Palazzolo und Sam Monson, wie gut Zac Robinson in der Lage war die Transformation eines College Quarterback in die NFL vorauszusagen. »Er war begeistert von Patrick Mahomes. Mehr als jeder andere von uns« Erzählte Steve. Sam pflichtete ihm bei und packte eine Anekdote dran »Er war damals ziemlich hoch auf Justin Herbert. Ich erinnere mich, wir saßen zusammen und schauten uns vorab einige Kurzvideos über Quarterbacks an. Als wir bei Justin Herbert ankamen, fingen seine Augen an aufzuleuchten.« Wer das nicht beeindruckend genug findet, dem mag gesagt sein: Das passierte 2018. Zwei Jahre bevor Justin Herbert gedraftet wurde.

 

Das neue Spielsystem

 

Die große Frage ist, was die Fans der Atlanta Falcons nun von ihm erwarten können und das ist schwer zu definieren und herauszufinden. Mehr als bekannt ist, dass er aus dem mehr oder wenig berühmte „Coaching-Tree“ von Sean McVay kommt. Da er selbst bisher weder die Verantwortung für eine gesamte Offense noch selbst Plays gecallt hat, ist dies der einzige Hinweis, den wir auf die neue Offense der Falcons haben.

 

Sprechen wir zuerst den großen Elefanten an, der im Raum steht. Arthur Smith, ehemaliger Head Coach der Falcons, war bekannt dafür mit einem 12-Personnel aufzulaufen (1 Running Back 2 Tight Ends) und auch das in der NFL mittlerweile selten gewordene 22-Personnel mit einem zusätzlichen Fullback kam mehrfach zum Einsatz. Sean McVay wählt da einen ganz anderen Ansatz für eine Offense in der NFL.

 

Kein anderes Team lief häufiger mit einem 11-Personnel (94,5% lt. TruMedia) auf als die Los Angeles Rams es taten. Das gewaltige Gegenteil waren dazu die Atlanta Falcons, die in dieser Formation am seltensten von allen Teams auf dem Feld standen (16,8%). Unter Arthur Smith hatten Wide Receiver die letzten drei Jahre einen schweren Stand. Bei den Rams fingen letztes Jahr die Wide Receiver 251 Pässe, an der Ostküste in Atlanta kamen 124 an den Mann. Letztes Jahr hatte der Nummer Zwei Receiver Mac Hollins nur 18 Catches.

 

Dies könnte auch ein gutes Indiz dafür sein, dass die Falcons auf dem Free Agency Markt verstärkt auf Wide Receiver schauen. Auch weil bis auf Drake London kein anderer im aktuellen Roster unter Vertrag steht. Wer von den ehemaligen Wide Receivern noch einen neuen Vertrag bekommt ist schwer zu sagen aber Van Jefferson funktionierte in LA zumindest teilweise. Schwerer dürften es die Tight Ends haben. MyCole Pruitt, Tucker Fisk und John FitzPatrick sind dabei praktisch chancenlos und Jonnu Smiths Vertrag könnte geldsparend aufgelöst werden. Bei Kyle Pitts muss bis Mai entschieden werden, ob die 5-Jahres-Option gezogen wird.

 

Einen klaren Umbruch wird es auch, kaum überraschend, bei den Quarterbacks geben. Ähnlich wie bei Jonnu Smith ist der Vertrag von Taylor Heinicke franchisefreundlich und von Desmond Ridder sind Alle, ganz besonders Arthur Blank, enttäuscht. »Der Quarterback muss der engagierteste im Raum sein« erklärt Zac Robinson. »Mental und physisch stark, mit der Fähigkeit sich in die Situation hineinzuversetzen und jede Art von Wurf präzise anzubringen. Danach suchen wir«

 

Ein alter Wegbegleiter

 

Jimmy Lake liebt Defensive Football »Ich war immer sehr passioniert über die Defense. Schon in frühen Jahren wollte ich Defense Football auf höchstem Niveau trainieren.« Als Strong Safety bei Eastern Washington gelang ihm das leider zu selten. »Ich wollte auf diesem Level spielen, aber ich war nicht gut genug. Zu klein, zu langsam. Aber ich habe das Physische immer geliebt. Ich liebte die Taktik des Spiels. Jetzt liebe ich die Herausforderung Offenses zu stoppen.«

 

Bei Eastern Washington kümmerte er sich direkt nach seinem Abschluss um die Defensive Backs des Teams, ehe er zu den Washington Huskies erstmals ging und dort dieselbe Rolle zu erfüllen. Nach einem kleinen Aufenthalt bei Montana State, klopften die Tampa Bay Buccaneers bei Jimmy Lake an. Dort nahm er den Job als Assistent Defensive Back Coach 2006 an. Ein Jahr später wurde sogar die Stelle des „Top“ Defensive Back Coach frei und Jimmy Lake sah seine Chance und bewarb sich intern.

 

»Ich war überzeugt von mir, ich wusste, ich kann das!« Doch er war nicht allein. Die Buccaneers entschieden sich für ihren ehemaligen Assistent Defense Back Coach, der aktuell Defensive Coordinator von Kansas State war: Raheem Morris. »Ich wusste nicht wirklich wer Raheem ist und natürlich war ich zuerst enttäuscht. Aber gleich am ersten Tag kam er zu mir ins Büro und stellte sich vor« erzählte Lake.

 

Die erste Begegnung der Beiden war für Jimmy Lake denkwürdig. Raheem Morris reichte ihm die Hand mit den Worten »Hey Jimmy, ich bin Raheem Morris. Ich weiß, du wolltest den Job. Lass uns das hier gemeinsam machen«. Es war eine bemerkenswerte Zeit für Lake und er lernte unter Raheem Morris und Mike Tomlin, der ebenso verantwortlich war, eine Menge. »Die Menge an Informationen war unbezahlbar.«

 

Nach einem kurzen Tête-à-Tête mit den Detroit Lions, kehrte er ein Jahr später wieder zu den Buccaneers zurück, bevor er dann bei den Washington Huskies die Defensivaufgaben übernahm. Auch hier erst als Defensive Backs Coach, später dann Defensive und dann Head Coach. Die drei Jahre als Head Coach waren unglücklicherweise von vielen Nebengeräuschen begleitet. Im Covid-19 Jahr 2020 waren nur vier Spiele möglich (3-1) und ein Jahr später wurde er nach einem Gerangel auf dem Feld entlassen (4-5).

 

Er selbst sah seine Zeit bei Washington als lehrreich an. »Man wächst, wenn man gewinnt, aber man wächst ebenso enorm, wenn man Widrigkeiten erlebt« resümiert er. »Da ist Vieles, was ich mir wünsche, ändern zu können. Man hinterfragt sich selbst. Aber es muss auch weitergehen«. Ein Jahr später bot er sich öfter an in der NFL. Er wollte zurück. »Ich besuchte neun Franchises und ließ sie wissen: Das ist wo ich sein will.« 2023 wurde er dann Assistent Head Coach bei den Los Angeles Rams.

 

Einfach kompliziert

 

Viel Veränderung, ähnlich wie in der Offense unter Zac Robinson, können die Atlanta Falcons auch in der Defense erwarten. Jimmy Lake bestätigte die letzten Tage schon, dass es wieder eine Rückkehr zu einer 3-4 Defense geben wird. Ähnlich wie es Dean Pees vor Ryan Nielsen tat. »Wir versuchen variabel zu bleiben. Wir reagieren auf das, was uns die Offense zeigt. Wir werden verschiedene Fronts und Coverages zeigen.« Jimmy Lake weiß, wovon er spricht. Als Defensive Coordinator von Washington, waren die Huskies in der Top 15 der Nation als Scoring-Defense.

 

»Die Defense, die ich über die Jahre habe spielen lassen, sehen für die Offense sehr, sehr kompliziert aus, aber sie ist sehr einfach für unsere Jung in der Defense.« Das ist etwas, woran Dean Pees gescheitert ist in seinen zwei Jahren bei den Falcons. »Im September, am ersten Spieltag, seht ihr unsere Defense schnell, frei und physisch spielen. Wir werden schnell spielen, weil wir schnelle Spieler holen werden. Frei, weil die Jungs die Defense genau kennen werden. Physisch, da eine Defense so gespielt werden muss. Sie müssen fähig sein sich aus Blocks zu befreien und zu tackeln.«

 

Es sind gute Zeichen für Arnold Ebiketie und DeAngelo Malone, die das schnelle Spiel als Outside Linebacker dem klassischen Spiel des Edgers vorziehen. Ein größeres Fragezeichen steht hinter einer Verlängerung von Calais Campbell, sollte er weiterhin auf Edge statt weiter innen spielen wollen. Lakes Wege im College kreuzten sich mit Laiatu Latu, der dieses Jahr im Draft gemeldet ist. Unter ihm musste er seine Karriere aus medizinischen Gründen beendet, ehe er sie ein Jahr später wieder grünes Licht von den Ärzten bekam.

 

 

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