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Verantwortung

Disclaimer: Das ist die persönliche Meinung des Verfassers. Diese spiegelt nicht die Meinung aller anderen Mitglieder der Atlanta Falcons Germany ab. Dieser Artikel gibt, im Gegensatz zu den faktenbasierten Artikeln, eine subjektive Sicht wieder.


Verantwortung - und das Problem der Konsequenz


Dass Raheem Morris ein äußerst charismatischer Mensch ist, sollte ligaweit bekannt sein. Er schafft es selbst nach schmerzhaften Niederlagen, wie einem Shootout gegen die Panthers, mit einer gewissen Fröhlichkeit vor die Presse zu treten und seine Meinung kundzutun. Deswegen fing er sich schon früh in der Fanbase der Falcons den Spitznamen "Coach Happy" ein. Wie positiv dieser Spitzname zu sehen ist, darf gerne jeder für sich behalten. Jedoch ist es nicht nur seine untrügliche gute Laune, die ihn auszeichnet. Auch die zumeist positiv gewählten Worte, die gegebenenfalls nicht immer angebracht sind, sind ein Markenzeichen von ihm.


Zuletzt ließen mich seine Worte nach dem Spiel gegen die San Francisco 49ers aufhorchen. In einem entscheidenem Spielzug, im dritten Versuch der Niners, befanden sich insgesamt nur zehn Feldspieler auf dem Spielfeld. Dies schien auch dem Headcoach der Atlanta Falcons aufgefallen zu sein, er unternahm dagegen jedoch nichts. Laut seiner Aussage, empfand er es nicht als schlimm, dass ein defensive Lineman fehlte, dies hätte keinen großen Einfluss. Hätte ein Cornerback gefehlt, so hätte er ein Timeout genommen. Eine Aussage, die für mich als Fan wie einer Ohrfeige gleichkam. Dann schob er noch einen Satz hinterher, der mich aufweckte. "Ich übernehme dafür die volle Verantwortung." An diesem Satz saß ich tatsächlich ziemlich lange. Als ich ihn las, befand ich mich zu diesem Zeitpunkt noch in San Francisco. Später im Flugzeug, und jetzt werde ich etwas persönlich, konnte ich wie immer nicht schlafen. Und wie es so ist, wenn man noch mehrere Stunden Flug vor sich hat, lies ich viele Dinge Revue passieren. Unter anderem ging mir dieser eine, vielleicht etwas unscheinbare Satz, nicht aus dem Kopf. Ich konnte erst nicht einordnen wieso, aber irgendwann kam ich dahinter. Diesen Satz hatte Raheem Morris schon öfter gesagt.


In der letzten Saison, nach der Niederlage gegen die Denver Broncos, waren die vielen Turnover, die von der Offense ausgingen, ein großes Gesprächsthema. So sagte Morris, man könne mit den Fingern nicht nur auf die Spieler zeigen. Er müsse die Verantwortung ebenso übernehmen, da es auch um Entscheidungen ginge, die an der Seitenlinie von ihm getroffen werde.

Auch nach dem Spiel gegen die Carolina Panthers, nachdem man mit null Punkten das Spielfeld räumte, "übernahm" Raheem Morris die Verantwortung. Zwar nahm er Zac Robinson dort mit ins Boot, stellte sich aber klar hinter ihm.


Und jetzt muss ich einfach über Grundsätze reden. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Headcoach immer die erste Person sein sollte, die die volle Verantwortung übernehmen muss. Das ist sein Job, dafür wird er bezahlt. Es ist jedoch ein Einfaches, sich mit aller Leichtigkeit jedes Mal hinzustellen und in die Welt zu verkünden man übernehme die gesamte Verantwortung, wenn es niemals seine Konsequenzen mit sich nachzieht. Wer nichts zu befürchten hat, der kann sich auch mutig vor die Kameras stellen. Und ehrlich gesagt: Das ist ein verdammtes Problem.

Es hatte sich offensiv nach dem Broncos Spiel nichts geändert, bis Michael Penix Jr. für Kirk Cousins übernahm und auch nach dem Panthers Spiel in diesem Jahr, änderte sich vom offensiven Scheme quasi nichts. Unsere geliebte Franchsie verharrt in einer absoluten Starre in der Weiterentwicklung und das nicht erst seit ein paar Wochen. Dafür sorgt einfach die Konsequenzlosigkeit, die ein jeder lebt. Es existiert hinter Drake London und Darnell Mooney keine ernsthafte Nummer Drei. Dabei fiel Mooney als echte Nummer zwei bis heute in Woche 8 fast komplett aus oder war nicht fit. Zudem fiel früh in der Preseason Right Tackle Kaleb McGary - über dessen Qualitäten man auch sehr gerne sprechen darf - aus und man verstärkte sich nicht erneut auf der blindside seines Quarterbacks. Die Konsequenz daraus für Michael Penix Jr.: Unter allen Quarterbacks, mit mindestens 125 Dropbacks, steht nur Baker Mayfield häufiger unter Druck. Der einzige Unterschied ist, dass Michael Penix Jr. für 0% der Pressures verantwortlich ist. (Quelle: PFF). Insgesamt steht die O-Line bei der Pass Block Effciency nur auf Platz 23. Und das für einen Quarterback, der noch keine volle Saison gespielt hat. Die Konsequenz für Raheem Morris: Keine.


Auch nach den offensiv schwachen Auftritten im letzten so wie in diesem Jahr bleiben quasi konsequenzlos. Erst diese Woche ging auf den "sozialen Medien" ein Video rum, in dem ein Account, der in der Freizeit sich mit Football beschäftigt, die Taktik der Falcons mit Leichtigkeit auseinander. Ist Mooney "in Motion" und wir spielen in der "Gun" ist es ein Pass Play. Sind wir dagegen in der "Pistol" und schicken Woerner "in Motion" wird es ein Run. Diese Art der Entschlüsselung einer Offense ist zu simpel. Und wenn ein Freizeit-Account das hinbekommt, kann man sich in etwa denken, wie es offizielle Scouts und Analysten der NFL Teams ergeht. So offenbarte nach dem Spiel der Niners der Cornerback, dass er im entscheidenen Play genau wusste, was passieren wird.


Fazit


Daher meine Bitte, liebe Atlanta Falcons: Hört endlich auf, euch vor Konsequenzen zu drücken. Diese Franchise hat Titel und Erfolge verdient. In meinen Augen können wir diese nicht erreichen, wenn wieder immer und zu jeder Zeit nur auf Friede, Freude, Eierkuchen machen. Um Erfolg zu erlangen, muss man manchmal unbequem sein. Das macht einen nicht automatisch zu einem schlechten Menschen, falls jemand davor Angst hat. Es macht aber einen zu einem schlechten Menschen, wenn man Menschen mit Potenzial bewusst Steine in den Weg legt. Und mein Gott, wir haben eine Menge an talentierten Spielern und das durch fast jede Positionsgruppe hinweg.

Und meine Bitte an Raheem Morris und seinem Team wäre, ein professionelleres Auftreten intern, wie extern. Was einem Fan schwer im Magen liegt, ist ein Abklatschen nach einer bitteren Niederlage wie gegen die Panthers, mit einem euphorischen Lachen. Es ist sicherlich das gute Recht von Raheem einen ehemaligen Spieler zu Begrüßen aber die Art und Weise, wie es nach diesem Spiel passiert in dem man fürchterlich auf den Deckel bekommen hat, lässt mich als Fan frustriert zurück.

Ich würde mich freuen, wenn schon nach dem Spiel gegen die Miami Dolphins die Halbwertzeit dieses Artikel abgelaufen ist, da ich diesem Team jeden erdenkbaren Erfolg gönne. Alleine der Glaube fehlt mir.



 
 
 

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